Meine Lektorin legte mir eindringlich ans Herz: Feile dieses Mal nicht an Sätzen und Wörtern, sondern schreibe auf, was du erlebt, was du gedacht und vor allem gefühlt hast.
Diese autobiografische Episode aus der Elbmarsch schrieb ich als Dank für Mitarbeitende in Tierheimen, ehrenamtliche Tierschützer, unermüdlichen Futter- und Pflegestellen, Tierschutzorganisationen sowie Veterinäre, die täglich mit dem Katzenleid in Deutschland konfrontiert werden und hilflos davorste-hen, weil Politik, Kommunen und Gemeinden die Augen verschließen. Hiermit will ich zeigen, wieviel Arbeit in diesem Bereich geleistet wird. Meine riesengroße Anerkennung und mein Dank gilt deshalb diesen nicht ersetzbaren Menschen.
Deshalb ist diese Episode auch an Bürgermeister und Mitarbeiter von Gemeinden und Kommunen sowie Ratsdamen und -herren, wie auch an Politiker der Länder und des Bundes gerichtet. Vielleicht öffnet die kleine Geschichte bei Ihnen das eine oder andere durch Katzenschnupfen ver-klebte und entzündete Äuglein.
Nach drei Monaten Kittenaufzucht war ich sowohl psychisch als auch physisch fix und fertig und kämpfte gegen Depressionen an. Nach vier Monaten bekam ich völlig andere Einstellungen zu Fragen, was Leben bedeutet, wie nah Tod und Leben beieinanderliegen, was Verantwortung heißt und wie viele Menschen, von denen ich es nie vermutete, eiskalt verantwortungslos handeln.
Sechs winzige Fellknäule, nicht schwerer als je einhundertfünfzig Gramm und nicht älter als fünf Tage, zeigten mir in vier Monaten eine grausame Wirklichkeit, von der ich zwar viel hörte, aber nie real am eigenen Leibe erlebte.
„Verinnerlichen Sie einfach, dass Sie sechs winzige Leben gerettet haben – und nicht nur einmal, sondern gleich zweimal“, munterte mich die Tier-ärztin auf, als ich nach sieben Wochen die Mitteilung erhielt, dass die sechs winzigen Wollknäule über den Berg waren.
Sechs winzige Leben von zig Tausend, die in Deutschland elendig zugrun-de gehen, weil die große Politik versagt und mich unsere Kommunalpolitik eher an eine sizilianische Mafia erinnert als an eine dörfliche Verwaltungs-stelle, an die man sich vertrauensvoll wenden kann, wenn man Hilfe benö-tigt. Weit gefehlt. Ich fühlte mich nach vier Monaten wie eine Schwerst-verbrecherin und den Tonfall, in dem ich angeschrieben wurde, empfand ich als diskriminierend, manchmal auch als militärischen Befehlston. Es wurde nicht einmal vor Einschüchterung und Drohung Halt gemacht. Meist blieb mir nur ein unverständliches Kopfschütteln übrig. Sogar bis heute verstehe ich diesen Tonfall nicht, jedenfalls kann ich ihn nicht so recht einordnen.
Seit einigen Jahren wohne ich in der Elbmarsch, eine kleine Samtgemein-de im nördlichen Niedersachsen. Irgendwie bin ich hier zum Tierschutz gekommen.
Es begann damit, dass ...