Monique Lhoir (Monika Pallasch) Autorin in Tespe-Bütlingen Romane, Geschichten... und noch mehr
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Rudolph - das alte Rentier

Es war kurz vor dem Heiligen Abend. Die Julenissen, kleine nor-wegische Weihnachtgnome, hatten hoch im Norden bereits einen großen Sack mit vielen Weihnachtsgeschenken gepackt. Nun trugen sie ihn gemeinsam auf den Schlitten des Weihnachts-manns.

„Habt ihr alles vorbereitet?“ Der Weihnachtsmann stöhnte. Denn seit einigen Jahren litt er mehr und mehr unter Arthrose und seine Sehkraft hatte nachgelassen. Aber eine Brille wollte er aus Eitelkeit nicht tragen. Was würden die Kinder sagen? Ein Weihnachtsmann mit Brille!

Die Julenissen nickten eifrig und die jungen Rentiere scharrten aufgeregt mit den Hufen.

„Dann los. Rudolph wartet schon auf uns und wir haben eine Menge zu tun.“ Ächzend und stöhnend kletterte der Weihnachtsmann auf den Schlitten. Die Julenissen hatten das Gefährt gut ausgepolstert und überall Wärmflaschen verteilt. Der Weihnachtsmann wickelte sich warm ein und gab das Startkommando. „Juchuuu!“, rief er durch die Nacht, während ihm der Flugwind ins Gesicht blies, und noch einmal: „Juchuuu!“ Jetzt fühlte er sich wieder ganz jung. Er hatte nur die Sorge, dass er Rudolph verpassen könnte, weil er die Brille natürlich nicht mitgenommen hatte. ‚Ach‘, tröstete er sich, ‚Gott sei Dank hat Rudolph eine rote Nase. Daran werde ich ihn garantiert erkennen.‘

Spät in der Nacht kam der Weihnachtsmann an der ersten Station an. Die jugend-lichen Rentiere bremsten hart den Schlitten ab, sodass der Weihnachtsmann fast hinausgefallen wäre. Aber weit und breit war keine rote Nase zu sehen. Was nun? Plötzlich sah er aus dem Wald schemenhaft ein flackerndes Licht auf ihn zulaufen. „Rudolph!“, rief der Weihnachtsmann erleichtert und stutzte, „doch wie schaust du aus?“

Rudolph kam näher. Auf seinem Geweih brannten Kerzen und glitzernde Kugeln reflektierten den Schein. „Ich dachte, so siehst du mich besser“, erklärte er und grinste. „Außerdem habe ich in diesem Jahr die Nase mit Feuchtigkeitscreme eingerieben. Red nose warf Falten, schmerzte und war langsam abgenutzt.“

„Ach, mein guter alter Kamerad. Wir beide sind alt geworden.“ Der Weihnachtsmann klopfte seinem Freund auf den Rücken und strahlten vor Glück. „Nun lass uns zu den Menschen gehen, denn sie warten bereits auf uns.“

 

© Monique Lhoir

 

Bild: Sandra Pflaum - Graphik und Art in Geesthacht, Mitglied von WIR - Kunst und Kultur in der Elbmarsch e.V.

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© Monique Lhoir