Monique Lhoir (Monika Pallasch) Autorin in Tespe-Bütlingen Romane, Geschichten... und noch mehr
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Vertrauen fassen

„Nun ist es an der Zeit, dass ihr mehr Vertrauen ge-winnt“, sagte unsere Futtermutter. „Max und Marie werden euch das ganze Haus zeigen. Sie kennen je-den Winkel. Da könnt ihr euch auch mal verstecken, wenn ihr eure Ruhe haben wollt.“

„Dann kommt mal mit“, miaute Tante Marie. „Ich zeige euch jetzt den Wintergarten. Das ist der hellste Raum, gleich hinter dem Wohnzimmer. Es gibt dort einen riesigen Kratzbaum. Wir können dort herrlich in der Sonne liegen und die Vögel draußen beob-achten.“ Sie lachte. „Aber ich glaube, ihr seid noch viel zu klein, um dort hinaufzukommen.“ 

„Und was ist das?“, fragte Jerry.

„Uninteressant“, erwiderte Marie. „Das ist die Tür zu einem Kaminofen. Aber unsere Familie macht den nicht an und zum Essen ist da auch nichts drin.“

„Dann gehen wir zurück in die Küche“, erklärte Jerry. Natürlich Jerry. Er hatte immer Hunger, obwohl er langsam schwerer und dicker als ich wurde. Nun ja, gehen wir zurück in die Küche, Bewegung konnte nicht schaden.

Ich sprang sofort auf den Küchenstuhl, dann auf den Tisch und die Küchenablage. Das fand ich toll und beherrschte diese Sprünge bereits ohne „Unfall“. Jerry nicht – er war wohl zu dick dafür. Unsere Futtermutter schimpfte auch gar nicht. Ich glaube, dass sie oft froh war, dass wir hinaufsprin-gen konnten, denn dann musste sie sich nicht bücken, um uns mit einem Leckerlie zu bestechen.

Und sie fotografierte uns. Dafür durften wir bei-de auf dem Tisch sitzen. Unsere Futtermutter meinte, wir würden uns zu sehr schönen Katern entwickeln. Das machte uns natürlich sehr stolz, zumal wir Findelkinder waren. Ich denke, wir hätten bis heute in dem Hinterhof nicht überlebt, denn es gab kaum etwas zu Essen. Wahrschein-lich wären wir bei der Futtersuche genau wie un-ser Geschwisterchen von einem Auto überfahren worden. Aber so ging es uns gut und wir wollten unsere Futtermutter nicht verärgern. Sie gab sich sehr viel Mühe mit uns. Das machte uns stolz, weil es uns zeigte, dass wir für sie sehr wertvoll waren.

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© Monique Lhoir