Monique Lhoir (Monika Pallasch) Autorin in Tespe-Bütlingen Romane, Geschichten... und noch mehr
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Die Tote aus dem Runzelgraben -          Regionalkrimi aus der Elbmarsch

Erscheinungstermin: Dez. 2023 - 

ISBN 9783758435256

eBook ISBN 9783758499159

 

 

Leseprobe

 

Plötzlich tauchte in einiger Entfernung vor ihr ein Trecker auf. „Auch das noch“, fluchte sie. Sie sah sich um, ob es irgendwo eine Einbuch-tung gab, um das Auto an den Rand zu lenken. Auf der Fahrerseite begrenzte ein Entwässe-rungsgraben den Weg, rechts ebenfalls. Dane-ben war so etwas wie eine Weide, jedenfalls grasten dort ein paar Pferde. Sie jonglierte den Wagen äußerst rechts an den Graben, in der Hoffnung, nicht seitlich wegzukippen. Mit Entsetzen erkannte sie, dass niemals ein Trecker an ihr vorbeikommen würde, allenfalls ein Trampel-auto für kleine Kinder. Resignierend schaltete Marthe den Motor aus.

Der Traktor hielt kurz vor ihrem Pkw und verstopfte den gesamten Weg in voller Breite. Der Fahrer, ein älterer Herr im Arbeitsanzug, hievte sich hinunter und kam zu ihr. Marthe öffnete das Seitenfenster.

„Junge Frau“, begann der Mann langgezogen und schob seinen zerbeul-ten Hut ein Stück aus der Stirn, „hast du das Schild da vorne nicht ge-sehen? Nur für Landwirtschaftsverkehr frei.“

„Doch, doch“, stotterte Marthe. Sie kam sich wie ein kleines Kind vor, dass bei einer Schandtat erwischt wurde.

„Und was machst du dann auf meinem Weg mit deinem Vehikel?“

„Ich wollte schauen, ob ...“ Marthe fiel keine passende Ausrede ein.

„Biste aus Schleswig-Holstein und weißt nicht wohin?“, fragte er.

„Wieso?“

„Ratzeburger Kennzeichen.“ Er grinste. „Wohl auf Osterurlaub in der schönen Elbmarsch?“

„Ich wohne hier“, gab Marthe empört zurück.

„Hier? Hab dich in Drennhausen noch nie gesehen.“

„Ich wohne in Bütlingen.“ Marthe ärgerte sich darüber, dass er sie ein-fach duzte und wie ein dummes Kind behandelte.

„Bütlingen!“ Er dehnte das Wort und machte eine wegwerfende Handbe-wegung. „Das ist nicht Elbmarsch, das ist Ausland.“ Er beugte sich weiter hinunter. „Wie willste nun hier wieder rauskommen? Gibt hier keinen Wendeplatz für Fahrzeuge, die nicht landwirtschaftlich sind.“ Er grinste unverschämt.

„Weiß nicht.“ Martha zuckte die Schultern und sah betreten auf ihre Hände, die das Lenkrad so stark umklammerten, dass die Knöchel weiß hervortraten.

„Dann sag ich dir was. Du legst den Rückwärtsgang ein und fährst raus bis zur Straße, damit ich weiterkomme. Ich hab nämlich was zu tun. Im Gegensatz zu dir.“

„Rückwärts.“ Marthe schauderte es. Sie hasste Rückwärtsfahren. Ein absoluter Alptraum. Und das auf diesem engen Feldweg, an dem sich auf jeder Seite ein Entwässerungsgraben befand. Das konnte nur schief-gehen. Wie sollte sie das Karl-Ludwig zu Hause erklären oder noch schlimmer, Andreas Cornelsen von der Lüneburger Kripo. Ihr grauste.

„Na los“, befahl der Bauer, stapfte zu seinem Trecker und kletterte hinauf.

„Na los“, flüsterte Marthe und startete ihren Wagen. Vorsichtig bewegte sie ihn mittig auf den Weg und versuchte, langsam und möglichst gerade zurückzufahren. Beide Beine und beide Hände zitterten, was ihr auch nicht half, mehr Sicherheit zu bekommen. Die Pferde auf der Weide wieherten. Es hörte sich wie ein hämisches Lachen an. „Ruhig“, flüsterte Marte, „ganz ruhig, Brauner.“ Sie schwitzte und stand letztendlich voll im eigenen Wasser, als sie die ersten Häuser des Wohngebietes erreichte. Sie blieb stehen, ihre Hände umklammerten das Lenkrad.

Der Treckerfahrer stellte das wüste Gefährt ein Stück weiter ab, schaltete es aus und schlenderte zu ihr hinüber. „Na siehste, Mädel. Alles ge-schafft. Oft machste dat aber nich, oder?“ Er grinste erneut unver-schämt.

„Was?“, fragte Marthe leise, um das Vibrieren ihrer Stimme zu unter-drücken.

„Rückwärtsfahren.“ Wieder lachte er lauthals. „Was wolltest du auf dem Feldweg? Die gesamte Feldmark ist seit Tagen überschwemmt. Da kommste eh nicht vorwärts und es gibt für Touristen nichts zu sehen.“

„Neugier“, versuchte Marthe sich rauszureden.

„Ich schwör dir, da ist weit und breit nix.“ Er zeigte auf die Felder. Ver-ständnislos schüttelte er sein Haupt, sodass die Mütze hin und her rutschte.

Marthe ging zur Offensive über. „Es geht um die Tote, die man in Bütlingen gefunden hat,“ erklärte sie mit einem Seufzer. „Sie wohnte in Drennhausen.“ Sie wies mit der Hand in Richtung Drage.

„Ach so“, meinte er, „davon las ich gestern in der Zeitung. Dann sind Sie von der Polizei oder der Presse?“ Er bevorzugte nun das Siezen.

„Nicht direkt.“ Marthe zog ihren Ausweis. „Ich bin Kriminalbeamtin, seit zwei Jahren außer Dienst und nach Bütlingen gezogen. Für diesen Fall bin ich wieder eingesetzt.“

„Und was hat das mit meinen Feldern zu tun? Wer war denn die Frau.“ Er zog unwirsch die Stirn in Falten. „Wir vermissen hier niemanden.“

„Ich suche nach Hinweisen. Die Angelegenheit ist sehr rätselhaft. Die Tote wohnte seit mehr als vierzig Jahren in Drennhausen. Wie kam sie nach Bütlingen?“

 

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Christine Konstantinidis

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© Monique Lhoir