Die renommierte Psychologin Dr. Claudia Wöllner übernimmt die Therapie von Cecilia von Campen, einer fünfunddreißigjährigen selbstständigen Steuerberaterin, die seit einem halben Jahr unter starken Panikattacken leidet. Zu diesem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, dass sie im Leben von Cecilia eine entscheidende Rolle spielen wird.
Cecilia glaubt nicht daran, dass eine körperliche Erkrankung durch Gespräche geheilt werden kann. Eher ist sie der Meinung, dass von Geburt an der Verlauf eines Lebens vorprogrammiert und Schicksal ist, somit nicht beeinflusst werden kann.
(1 ) Cecilia verbringt seit vielen Jahren ihre Urlaube in Font de Sa Cala auf Mallorca, um intensiv Tennis zu trainieren. Hinter den Klippen vom Hauptstrand aus gesehen hatte sie während dieser Zeiten eine kleine versteckte Sandbucht mit einer alten Bauruine entdeckt, die eine mystische Anziehung auf sie ausübt. Dort verbringt sie häufig ihre Mußestunden, um zu lesen, zu träumen oder zu meditieren. Dieser Ort ist ihr zu einem inneren Zufluchtsort geworden. Auch in diesem Urlaub zu Ostern führt ihr erster Weg sie dorthin. Auf dem Rückweg zum Club kommt sie an der Surfschule vorbei. Dort arbeitet der neue französische Segellehrer René, den sie am Ankunftsabend kennenlernte.
(2) Trotz ihrer Bedenken, dass eine körperliche Erkrankung durch Gespräche geheilt werden kann, erscheint Cecilia pünktlich zur zweiten Therapiestunde. Bei der Erwähnung des Segellehrers René bekommt Cecilia eine heftige Panikattacke. Die Therapeutin gibt ihr ein paar Notfalltools an die Hand, um die und auch weitere Attacken zukünftig zu überwinden bzw. abzumildern. Nun vermutet die Therapeutin, wo sie in den weiteren Stunden ansetzen kann, um Cecilias Heilungschancen zu erhöhen. Sie empfiehlt Cecilia, ein Tagebuch zu führen, um darin ihre Gedanken während der Therapie festzuhalten.
(3) In der dritten Stunde berichtet Cecilia der Therapeutin über ihren Traum. Am Ende ihres Urlaubs besucht Cecilia die alte Ruine auf den Klippen, um sich von ihrem Zufluchtsort zu verabschieden. Dort sieht sie einen Mann in schwarzer Lederkleidung auf dem Plateau stehen. Während sie in einiger Entfernung verharrt, rutscht sie mit dem Fuß in eine Felsspalte und schreit auf. Der Mann dreht sich um und streckt ihr eine Hand entgegen. Nachdem sie ihm zuruft, dass alles in Ordnung sei, wendet er sich ab und geht in Richtung Pinienwäldchen. Cecilia lässt sich an der Ruine nieder und findet in einer Mauerspalte, an der der Mann zuvor gestanden hatte, einen goldenen Siegelring. Doch der Motorradfahrer ist bereits weg. Sie steckt den Ring ein, um eventuell später den Besitzer zu finden.
(4) Cecilia schildert in der vierten Stunde der Therapeutin, wie sie mit René näher in Kontakt trat, obwohl sie ihm den ganzen Urlaub aus dem Weg gegangen war. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er ständig ihre Nähe suchte. Drei Tage vor ihrem Rückflug lädt sie ihn zum Abendessen zu Toni, heute Can Goran, am Pinienwäldchen ein. Ihr Tennistrainer warnt sie vor René, weil er ständig trinkt, über kein Geld verfügt und wenn, es in Spielautomaten steckt. Cecilia verbietet sich diese Bevormundung, hat es aber selbst schon bemerkt.
(5) Cecilia schildert in der fünften Stunde der Therapeutin das nähere Kennlernen des Segellehrers. Ein Tag vor ihrer Abreise wartete sie abends auf René. Sie hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Als er kam, war er nicht betrunken, sondern hatte an seinem freien Tag geschlafen. Seine veränderte, nüchterne Art, die traurig und verloren wirkte, ermunterte Cecilia dazu, ihn zum Essen nach Cala Ratjada einzuladen. Bei einem guten Essen und dem Zerteilen einer Languste stellte sie fest, dass er es offenbar gewohnt war, gepflegt und teuer essen zu gehen. Später im Hotel liebten sie sich. Für Cecilia stand fest, dass es ein ganz normaler One-Night-Stand war, nichts weiter, der mit dieser Nacht beendet war. Sie flog zurück nach Düsseldorf.
(6) In Deutschland angekommen, widmet Cecilia sich sofort wieder ihrer Arbeit. Nach einem Monat - es hatte seit Ostern ständig geregnet - kommt ihr die Idee, im Juli vor Tobias‘ Einschulung noch einmal nach Font de Sa Cala zu fliegen. Unüberlegt bucht sie direkt bei René einen Segelkurs, statt sich darüber mit dem Hotel in Verbindung zu setzen. Diese spontane Buchung bereut sie sofort wieder. Die Therapeutin fragt verwundert nach dem Grund. Cecilia gibt zu, die Buchung als Ausrede benutzt zu haben, statt René einfach zu sagen, dass sie ihn wiedersehen wollte. Die Therapeutin liegt mit ihrer Annahme richtig, dass Cecilia das Abenteuer mit einem Animateur offensichtlich reizte.
(7) In der siebten Stunde erzählt Cecilia der Therapeutin, dass sie nach Font de Sa Cala gereist war. Unbeobachtet sieht sie, wie René mit einer Schülerin flirtet. Sie ist sauer und sieht darin die Aussage ihres Trainers bestätigt, dass René erstens nichts anbrennen lässt und zweitens ständig Alkohol trinkt. Am Abend lässt Cecilia René abblitzen. Karl-Heinz, der Besitzer der Surfschule, erzählt Cecilia die Geschichte der geheimnisvollen Ruine am Strand von N'Aldern. Nach der Therapiestunde erklärt sich Cecilia bereit, die Therapeutin zur Werkstatt zu fahren, um ihren Wagen abzuholen. Es ist das erste Mal, dass Cecilia wieder eigenständig handelt und sich zutraut, mit dem Auto durch die Düsseldorfer Innenstadt zu fahren.
(8) Cecilia berichtet in der achten Therapiestunde, dass sie den Segelkurs in Font de Sa Cala begonnen hatte. René bittet sie eindringlich, am Abend die Club-Show zu besuchen und die Vorstellung mit der Kamera aufzunehmen. Sie lässt sich darauf ein. In einer eindrucksvollen Bühneninszenierung spielt René vor dreihundert Club-Gästen nach With or without you von U2 einen Sträfling, der an gebrochenem Herzen stirbt. Das Publikum merkt sofort, dass dies Cecilia gilt. Sie fühlt sich dadurch von René unter Druck gesetzt, was sich erneut durch ein Unbehagen in der Magengegend bemerkbar macht. Die Therapeutin weist Cecilia darauf hin, dass Gefühle wie Freude, Trauer, Wut oder Angst häufig körperliche Reaktionen auslösen und man diese beachten sollte.
(9) Nach der Show fährt Cecilia mit René nach Cala Ratjada. Es findet ein jährliches Sommerfest statt, sodass der Abend mit einem romantischen Feuerwerk endete. Cecilia versucht noch einmal, René klarzumachen, dass sie keine Beziehung will. Er wirkt danach auf sie eigenartig traurig, wie ein Kind, dass nach der Liebe seiner Mutter sucht und enttäuscht wird.
Am letzten Urlaubstag bestreitet Cecilias Sohn Tobias ein Tennisturnier und gewinnt den Pokal. Während der Therapiestunde bricht Cecilia bei den Erinnerungen in Tränen aus, weil sie meint, dass dies der letzte schöne Tag seit Jahren gewesen sei und sie ihrem Sohn danach die Kindheit genommen haben.
(10) Zur zehnten Sitzung hat sich Cecilia wieder gefangen. Die direkte Konfrontation des Themas hat bei ihr eine Blockade gelöst und sie kann über die Turnierfeier ihres Sohnes im Club befreiter berichten. Nach der Feier fliegt sie zurück nach Düsseldorf, kommt aber in den Herbstferien wieder nach Font de Sa Cala. Cecilia bucht sich nicht im Club ein, sondern mietet ein Ferienappartement. René zieht nach und nach bei ihr ein. Der Urlaub gestaltet sich somit eher familiär. Da die Saison zu Ende geht, schlägt René vor, dass sie gemeinsam über Frankreich zurückreisen, da er ihr La Rochelle zeigen will und in Paris bei seinen Eltern wohnt. Von Paris bis Düsseldorf ist es anschließend nicht mehr so weit. Sie erklärt sich damit einverstanden.
(11) René schlägt vor, zum Abschluss der Saison und zum Geburtstags von Cecilia eine Party zu veranstalten. Sie erklärt sich einverstanden. Die Party gestaltet sich sehr dubios, denn es geht offensichtlich nicht um Cecilias Geburtstag. Nur Karl-Heinz erscheint mit einem riesigen Rosenstrauß und klärt somit die illustre Gesellschaft auf. Bei der Gelegenheit erfährt Cecilia, dass René sich bei Karl-Heinz Geld geliehen hat, um seine Barrechnung in Höhe von zweitausend Euro im Club bezahlen zu können, mit dem Hinweis, dass Cecilia ihm das Geld zurückgibt. Nach der Party räumt Cecilia den Party-Dreck auf, während René betrunken im Bett liegt. Die Psychologin fragt Cecilia verwundert, wieso sie das alles schweigend auf sich genommen hat und derartig blind in diese Situation gestolpert ist.
(12) Die Rückreise gestaltet sich kompliziert. Auf Mallorca regnet es in Strömen. Die Fahrt von Font de Sa Cala zum Fährhafen nach Palma dauert doppelt so lang wie gewöhnlich, die Fähre hat zwei Stunden Verspätung und die Überfahrt ist stürmisch. Auf der Fähre ist wegen des Sturms alles geschlossen, sodass es nicht zu essen gibt. Der Bankautomat funktioniert ebenfalls nicht. Cecilia verfügt somit über kein Bargeld. Erst am späten Abend kommen sie in Barcelona an. In der Stadt findet sie weder ein Hotelzimmer noch einen Geldautomaten. Der Tank ist ebenfalls leer. Cecilia ist sauer, weil sie René mit ihrem letzten Geld ausgelöst hat. Die Therapeutin stellt ihr die Frage, ob sie immer selbstlos die Probleme anderer löst und was sie zu diesem Verhalten veranlasst.
(13) Cecilia ist zu der Fragestellung der Therapeutin lediglich eingefallen, dass sie bereits als Kind Verantwortung für ihre jüngeren Schwestern übernehmen musste und Verantwortung für sie normal sei. Sie berichtet weiter, dass sie mit René über Carcassonne, Bordeaux, La Rochelle nach Paris fuhr. In La Rochelle war sie von Renés melancholischen Gedanken tief beeindruckt, die so gar nicht zu dem Lebemann zuvor passten. In Paris verbrachten sie angenehme Stunden, bis Cecilia sich endgültig verabschiedete und René nochmals klarmachte, dass die Saison damit beendet sei. Er brachte sie bis Porte de la Chapelle, dann fuhr Cecilia in Richtung Deutschland.
(14) Cecilia berichtet der Therapeutin weiter, dass sie, als sie wieder in der Kanzlei war und die Post durchschaute, sich die umsatzrelevanten Monatsabrechnungen an ihre Klienten nicht darin befanden. Ihre Assistentin entschuldigt sich damit, dass Cecilia den Terminplaner, in dem sie alle Stunden, Kilometer, Sonderleistungen etc. notiert und nach denen abgerechnet wird, wohl mit in den Urlaub genommen hat. Cecilia kann sich nicht daran erinnern, sucht ihn überall und muss am Ende René anrufen, um auch ihn zu befragen. Tatsächlich befindet sich der Timer in Paris. René weigert sich, den Kalender per Express nach Düsseldorf zu schicken, sondern fordert Cecilia auf, den Timer persönlich abzuholen. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als am Wochenende erneut nach Paris zu fahren, um nicht erhebliche Verluste für ihre Kanzlei in Kauf zu nehmen.
(15) Die Parisreise entwickelt sich anders als erwartet. Statt dass sie ihren Terminplaner in Empfang nimmt und sofort wieder nach Deutschland fährt, wird sie von Renés Eltern zum Diner eingeladen. Sie ist von der luxuriösen Wohnatmosphäre der Familie mitten in Paris überwältigt, weil sie damit nicht gerechnet hat. Renés Eltern machen ihr den Vorschlag, für ihn in Deutschland eine Wohnung zu suchen. Gleichwohl soll er einen Job in Deutschland annehmen. Geld für Miete und Inventar für den Anfang bekommt sie von seinen Eltern. Cecilia lässt sich überrumpeln und stimmt dem zu. Ihr kommt dieses Abkommen wie ein kühler, abgekarteter Geschäftsvertrag vor. Die Hintergründe der Eltern versteht sie nicht. Die Psychologin bemerkt, dass zu einem Geschäftsabschluss immer zwei Parteien gehören. Zu einer persönlichen Bindung ebenfalls. Cecilia soll darüber nachdenken.
(16) Cecilia macht sich Gedanken, findet aber keinen plausiblen Grund, warum sie sich damals zu diesem Geschäftsabschluss hatte hinreißen lassen. Sie berichtet weiter, dass sie pflichtbewusst eine kleine Wohnung sowie Inventar besorgte. Weihnachten verbringt sie in Paris mit Renés Familie. Dabei stellt sie verwundert fest, dass sie allein mit dem Vorhandensein von Tobias Renés Mutter eine riesige Freude macht. Renés Mutter geht in der Rolle einer Großmutter völlig auf. Die Therapeutin wird ebenfalls über dieses Verhalten aufmerksam und schreibt dem eine besondere Bedeutung zu. Am zweiten Weihnachtstag fährt Cecilia mit René als Weihnachtsgeschenk im Gepäck nach Düsseldorf zurück.
(17) Obwohl die Therapeutin Cecilia mit keiner offenen Frage verabschie-det hatte, denkt sie das Wochenende über Weihnachten von vor sechs Jahren nach. Inzwischen nimmt sie ihre früheren Tennistrainingsstunden wieder auf, was ihr körperlich guttut. In der nächsten Stunde berichtet sie der Therapeutin über die Rückreise aus Paris. Zuerst brachte sie René in seine neue Wohnung. Als sie sich verabschiedet, bemerkt sie erneut Renés seltsames Verhalten, wie ein überflüssiges Kind in der Wohnung verlassen zu werden. Über ihre Freundin Susanne besorgt sie René einen Job als Kellner in der Düsseldorfer Altstadt. Cecilia verbringt jedes Wochenende bei René in der Wohnung und vernachlässigt deshalb ihren Sohn. Sie macht sich starke Vorwürfe. René bemerkt nicht, dass Cecilia inzwischen mehr und mehr durch Job, zwei Haushalte und extremer Verantwortung überlastet ist, sondern kommt immer später und alkoholisiert aus der Altstadt in seine Wohnung zurück. Cecilia wird klar, dass es so nicht weitergehen kann.
(18) Cecilia entschließt sich, ihren Bungalow zu verkaufen und eine Wohnung gemeinsam mit René zu mieten. Da laut Vereinbarung ein Teil des Geldes ihrem Sohn gehört, legt sie dieses auf seinen Namen fest. Am Anfang gestaltet sich das Zusammenleben entspannter, doch erneut kommt René wieder immer später und sogar manchmal erst nach Hause, wenn Cecilia schon in ihrer Kanzlei ist. Eines Tages eröffnet er ihr, dass er seinen Job geschmissen hat. Er bleibt zu Hause, ohne sich nach einer neuen Arbeit umzuschauen. Dafür kocht er täglich Menüs, wäscht aber nichts ab und hinterlässt ein Chaos, sodass Cecilia nach ihrer Arbeit die gesamte Hausarbeit zu erledigen hat sowie auch die Hausaufgaben von Tobias kontrollieren muss. Der Kloß in ihrem Magen wird immer größer und das schlechte Gewissen gegenüber ihrem Sohn plagt sie extrem.
(19) Cecilia macht René den Vorschlag, ein kleines Restaurant zu pachten und zu betreiben. Er steigt auf ihren Vorschlag ein, allerdings pachtet er ein in Cecilias Augen viel zu großes Objekt. Sie ist skeptisch, aber René hat bereits sämtliche Formalitäten für einen GmbH-Vertrag erledigt, da der Verpächter auch Notar ist. Stutzig wird Cecilia, als René ihr zusätzlich auch einen GbR-Vertrag mit ihrem Namen vorlegt. Der wäre nur fürs Ordnungsamt, versichert er ihr. Kurz vor Eröffnung teilt René ihr mit, dass die komplette Küche mitsamt den Abzugsschächten erneuert werden musste, weil das Objekt sonst nicht vom Ordnungsamt abgenommen worden wäre. Er bittet Cecilia um das Geld. Zu den bereits verauslagten Kosten in erheblicher Höhe entstehen nochmals Kosten von fünfzigtausend Euro. Cecilia setzt einen Darlehensvertrag auf, da sie hierfür das für Tobias aus dem Hausverkauf angelegte Geld in Anspruch nehmen muss. Die Therapeutin fragt nach Ende der Stunde, warum sich Cecilia dazu hinreißen ließ, und stellt ihr die Aufgabe, sich Gedanken über das Thema Verantwortung für andere übernehmen zu machen.
(20) Cecilia kommt selbst zu der Erkenntnis, dass sie ein übersteigertes Verantwortungsgefühl besitzt und somit dem anderen die Chance auf Weiterentwicklung nimmt. Die Therapeutin erklärt ihr, dass sie weder für das Wohlbefinden noch für die Vergangenheit anderer verantwortlich ist. Cecilia berichtet in der zwanzigsten Sitzung, dass sie bei der Kontrolle ihrer Kontoauszüge auf zwei Telefonrechnung stieß, die fast jeweils tausend Euro betrugen. Nach Überprüfung stellt sie fest, dass sich René vermehrt in den letzten zwei Monaten an Sexnummern bedient hat, obwohl er es vorher abstritt. Diese Tatsache trifft Cecilia hart. Erneut machen sich Zweifel bei ihr breit, ob René fähig ist, ein Restaurant lukrativ zu betreiben. Gleichzeitig wird der Kloß in ihrem Magen immer größer. Schwindelanfälle und Sodbrennen stellen sich zusätzlich ein. Schuldgefühle plagen sie.
(21) Das Restaurant wird eröffnet. Aus dem Weihnachtsgeschäft können Rücklagen gebildet werden. Nach acht Monaten stellt Cecilia fest, dass seit vier Monaten nur noch Minuszahlen geschrieben werden und sich die Einkäufe nicht mit den Einnahmen decken. Noch einmal gibt sie René Darlehen in erheblicher Höhe, um das Personal und die Pacht bezahlen zu können. Ihr wird dabei klar, dass spätestens in zwei Monaten Insolvenz angemeldet werden muss, da inzwischen ihre gesamten Ersparnisse aufgebraucht sind. Sie überschreibt durch ihren Kanzleinotar Renè ihre Anteile und tritt aus der GmbH aus. Gleichzeitig stellt sie René zur Rede. Es kommt zum Streit. René schlägt Cecilia krankenhausreif.
Die Therapeutin redet mit Cecilia darüber, dass ihre Panikattacken wohl eher das geringere Problem seien, sondern Renè an einer sehr ernstzunehmenden Persönlichkeitsstörung leidet und sie gerne mit ihm darüber reden möchte.
(22) Ohne Cecilias Wissen wird das Restaurant geschlossen. Der Verpächter verklagt sowohl sie als auch René im Rahmen eines GbR-Vertrages zur Zahlung von vier Jahren Pacht. Cecilia findet zufällig das Versäumnisurteil des Landgerichts, das auf ihren Namen ausgestellt ist, aber ihr von René vorenthalten wurde. Die Berufungsfrist läuft in zwei Tagen ab. Sie schaltet ihre Freundin Susanne ein, die den Notar, der gleichzeitig auch der Verpächter ist, überführt, zwei unterschiedliche Verträge ausgestellt zu haben: Einen GmbH-Vertrag, den er nicht zum Handelsregister eingereicht hatte, und einen GbR-Vertrag, den er für die Klage verwandt hat. Der Notar/Verpächter zieht die Klage kleinlaut zurück. Die gesamten Einlagen und Darlehen sind damit in voller Höhe weg.
(23) Cecilia will nach dem Vertragsdesaster René schonend beibringen, dass sie sich trennen will. Er kommt ihr zuvor, indem er ihr eröffnet, dass er einen neuen Job als Reiseleiter für die Städte Paris und Hamburg bekommen hätte und somit immer mindestens drei oder vier Tage unterwegs sei. Cecilia geht einer Konfrontation aus dem Weg, indem sie hofft, dass René einfach irgendwann in Paris bleibt. Acht Monate läuft alles reibungslos, bis Cecilia von der Firmenleiterin des Reisebüros darüber unterrichtet wird, dass René bar eingesammelte Gelder für Eintritte etc. in erheblicher Höhe veruntreut hätte. Das Unternehmen stellt Strafanzeige. Cecilia versucht, René anzurufen, um ihn zu befragen. Er gibt zu, dass er das Geld verspielt hätte in der Hoffnung, hohe Gewinne zu machen. Die Therapeutin erinnert Cecilia noch einmal eindringlich daran, dass sie mit René bezüglich einer Therapie sprechen müsse. Cecilia verspricht es, meint aber, dass René sich niemals darauf einlassen würde.
(24) René wird verurteilt, das veruntreute Geld zurückzuzahlen sowie zu einer Geldstrafe von neunzig Tagessätzen oder einer entsprechenden Ersatzfreiheitsstrafe. Cecilia kann ihm das Geld für die Tagessätze nicht geben. In seiner Verzweiflung spricht er zum ersten Mal über seine Kindheit. Jetzt kann Cecilia seine eigenartigen Handlungsweisen nachvollziehen und verstehen. Er tut ihr leid und sie fühlt sich schuldig. Die Psychologin erklärt Cecilia, dass sie nicht für das Fehlverhalten außenstehender Personen in der Vergangenheit Renés verantwortlich und erst recht nicht schuldig ist. Sie legt ihr dringend ans Herz, mit René über eine Therapie zu sprechen. Nur so könne sie ihm helfen – nicht mit Geld.
(25) Cecilia berichtet in der letzten Sitzung den Rest der Geschichte bis zum Beginn ihrer Therapie. Sie fand eine Lösung, um René vor der Inhaftierung zu bewahren. Sie verkauft ihren BMW Cabrio. Als Ersatz ersteht sie einen alten Fiat Punto. Sie gibt René das Geld zur Begleichung der Schulden sowie für die Tagessätze.
Noch am gleichen Tage kommt Tobias von der Schule nicht nach Hause. Ihre Mutter sagt ihr, dass Zwischen-Zeugnistag sei und Tobias‘ Versetzung in Gefahr ist. Cecilia sucht verzweifelt ihren Sohn. Nachdem sie ihn findet, spricht sie das erste Mal nach langer Zeit wieder mit ihm von Mutter zu Sohn. In der gleichen Nacht erleidet Cecilia eine heftige Panikattacke. Sie wird ins Krankenhaus eingeliefert. Nach Untersuchungen, Tests und Messungen, um körperliche Ursachen auszuschließen, schlägt der Neurologe ihr eine engmaschige Therapie vor, die sie kurz darauf beginnt. Nach diesen 25 Therapiestunden ist Cecilia in der Lage, viele normale Alltagsarbeiten wieder allein zu erledigen und ihrem Beruf nachzugehen, ohne eine Panikattacke zu bekommen.
Da in wenigen Tagen wieder Ostern ist, schlägt die Therapeutin vor, noch einmal – wie vor sechs Jahren – mit dem Auto nach Font de Sa Cala zu fahren: Beginnen Sie noch einmal dort, wo Sie genau vor sechs Jahren aufgehört haben. Nehmen Sie dieses Mal einen anderen Weg, also gehen Sie nicht rechtsherum, sondern linksherum. Bleiben Sie neugierig und schreiten Sie mutig vorwärts. Blicken Sie interessiert in die Zukunft und lassen sich überraschen, wohin dieser andere Weg Sie führen wird. Sie werden erkennen, dass nicht alles Schicksal ist und Sie sich fügen müssen, sondern dass Sie Ihren Weg eigenständig bestimmen und gestalten können.