Der Klingelmann von Föhr und
die Historikerin und Inselschriftstellerin Frau Dr. Karin de la Roi-Frey
Das ist sehr spannend. Beide wissen total viel über Föhr und die Geschichte der Insel und seiner (ehemaligen) Einwohner zu berichten.
Wir haben mit der Historikerin und Inselschriftstellerin Dr. Karin de la Roi-Frey den Friedhof St. Nicolai von Boldixum besucht bzw. uns die sog. „sprechenden Grabsteine" erklären lassen. Der berühmteste von ihnen ist wohl der des „glücklichen Matthias", der in Oldsum auf Föhr gelebt hat und auf dem Friedhof St. Laurentii in Süderende begraben ist. Er soll 373 Wale erlegt, trotz seiner ständigen Abwesenheit erstaunlich viele Kinder gezeugt und ein beträchtliches Vermögen erlangt haben.
Aber auch viele andere „sprechende Grabsteine" beeindrucken und vermitteln dank der hervorragenden Recherche und dank der hervorragenden erzählerischen Ausführungen von Karin eine sehr lebendige Geschichte der Insel Föhr. Der Besuch auf diesem Friedhof mit der Inselschriftstellerin ist bei weitem nicht bedrückend, sondern ein Genuss und teilweise sogar lustig und sehr lebendig. Ein solcher Friedhof ist ein Platz voller Friede und auch Hoffnung – ganz im Gegensatz zu den anonymen Gräbern auf Friedhöfen in Hauptstädten.
Aber auch die Führung durch den Hafen von Wyk mit Frau de la Roi-Frey und dem amtierenden „Klingelmann" Knudt Kloborg ist spannend. Hier lernt man tatsächlich, wie einst der Hafen von Wyk gestaltet war, was die Menschen rund um den Hafen und in der Hafenstadt Wyk trieben (auch die geheimen Dinge) und welche Probleme die Sturmfluten in der Stadt und auf dem Land den Menschen von Föhr brachten. Doch auch dies war keines-falls langweilig oder bedrückend, sondern lebhaft und teils so-gar witzig erzählt, sodass man sich in „alte Zeiten" zurückver-setzt fühlte und wir mit den Menschen leben konnten.
So erzählte uns der Klingelmann, dass er z.B. als heran-wachsender Jugendlicher das besondere Vergnügen hatte, in einem Boot von Wyk – das war damals ein weiter Weg –
in die „große weite Welt" fahren zu durfte – nämlich genau nach Hamburg. Der Großvater gab ihm zu diesem Zwecke sogar 10 Mark mit, die er aber in der „großen weiten Welt" nicht verpassen sollte. Na
ja, so ganz geklappt hatte es nach seinen Ausführungen wohl nicht.
Natürlich haben wir, lieber Klingelmann, als wir Hamburg auf dem Rückweg erreichten, die „große weite Welt" - wie aufgetragen - von dir gegrüßt.
Ach ja, bevor wir unseren Date mit dem Klingelmann hatte, habe ich mich erst einmal erkundigt, was überhaupt ein „Klingelmann" ist: Nun, ein Klingelmann ist ein alter Beruf. Früher ging dieser mit einer Glocke durch die Straßen und verkün-dete den Leuten die neuesten Nachrichten – er war also alles in einem: Nachrichtensprecher sowohl fürs Radio als auch fürs Fernsehen sowie regionale als auch überregionale Zeitung und zudem nahm er noch die Aufgabe der „News im Internet" wahr. Sicherlich war er auch gerne bereit zu einem zwanglosen Pläuschen und einem kleinen Kööm (mit und ohne Tee), was man mit den heutigen Medien bedauerlicher Weise nicht mehr hat.