„Hey, Marie, sollen wir heute Nacht Party machen?“
Müde hob sie ihren Kopf. „Nö, lass mich schlafen.“
„Keine Lust auf Leckerlies in Mengen?“, versuchte ich, sie zu überreden.
„Wir hatten unsere Leckerlies schon.“ Sie streckte betont langsam ihre Pfötchen.
„Die meine ich nicht, sondern diejenigen, die heute Nachmittag mit dem großen Paket gekommen sind.“
„Die hat Monique in den Schrank gepackt und verschlossen.“ Marie rollte sich zur Seite.
„Das ist eine Kleinigkeit für dich. Hast ja lange genug mit dem Kleiderschrank geübt. Da wirst du doch wohl noch das kleine Schränkchen aufbekommen.“
„Mach du das. Ich brauch meine Ruhe.“ Sie kniff die Augen zusammen und gähnte ausgiebig.
Ich ließ Marie erst mal schlafen. In ein paar Stunden würde sie garantiert Hunger bekommen. Inzwischen waren unsere Familien-Mitglieder ebenfalls zu Bett gegangen. Ich
stieß Marie an. „Wie ist es. Sollen wir die Leckerlies ausräumen? Du machst den Schrank auf und ich stehe Schmiere.“
„Warum soll ich ständig die Kohlen aus dem Feuer holen. Du stehst immer Schmiere und wenn sie uns erwischen, dann warst du es nie gewesen und spielst den unschuldigen Kater.“
„Sei kein Frosch. Komm schon.“
„Ich bin kein Frosch, ich bin eine Katze“, fauchte sie. „Aber ein kleines Leckerlie könnte ich jetzt auch gebrauchen.“
„Dann los.“ Leise schlichen wir uns vom Wohnzimmer ins Arbeitszimmer. Wie gut, dass wir nachts besser sehen können als die Menschen. Da stand es, das Schränkchen mit den Leckerlies. Durch die
Glastüren konnten wir die vielen Päcken mit den Köstlichkeiten erblicken. Eine Tüte hatte ich am Nachmittag bereits aufgekratzt, sodass ein verführerischer Duft aus den Ritzen hervortrat.
„Bekommst du die Tür auf?“, fragte ich.
„Mal probieren“, flüsterte Marie. Sie hatte die kleineren Pfötchen und besonders spitze Krallen. Sie schrabbte mehrmals an der Türfassung entlang, dann setzte sie ihre Krallen wie Haken unterhalb der
Tür an und zog. „Klack“, machte es. Die Tür öffnete sich.
„Klasse“, sagte ich bewundernd und steckte meinen Kopf hinein. „Sieh dir nur all die vielen Leckerlies an. Jetzt müssen wir sie nur noch rausholen und in Sicherheit
bringen.“
„Dafür bist du zuständig“, erklärte Marie. „Hast oft genug Leckerlie-Tüten-Schleppen geübt.“
Sofort machte ich mich ans Werk, aber nicht, bevor ich eine Tüte aufbiss und mit den Krallen ein größeres Loch riß. „Brauch erst mal eine Stärkung“, schmatzte ich und knabberte die rausgefallenen
Knusperkissen weg.
„Beeil dich!“, fauchte sie, „sonst werden sie wach und die ganze Arbeit war umsonst.“
„Okay.“ Eine Tüte nach der anderen transportierte ich hinaus. Eine versteckte ich unter dem Sofa, eine in unserer Schlafvilla, eine unter dem Kratzbaum, und so weiter, bis alle Päckchen gleichmäßig
verteilt waren. So konnte die Party beginnen.
„Mir tut der Bauch weh“, maunzte Marie nach einer Weile und verschwand auf dem Katzenklo.
„Mir auch.“ Ich schlich hinterher. Überall lagen aufgerissene Tüten und die Reste von den Inhalten herum. „Wie sollen wir das nur wieder aufgeräumt bekommen?“, flüsterte ich. Beinahe hätte ich mich
übergeben, so vollgefressen war ich.
„Machen wir später“, miaute Marie gähnend und legte sich auf die Sofa-Decke.
Ich verkroch mich tief in die Hängematte des Kratzbaumes. Dort muss ich wohl gerade eingeschlafen sein, als ich einen lauten Schrei vernahm: „Wie sieht das denn hier aus?“ Ich machte mich ganz klein,
sodass ich kaum noch zu sehen war.